Filmkritik: Die unerträgliche Machtlosigkeit des Schweins

Filmkritik: Die unerträgliche Machtlosigkeit des Schweins

Dass gutes Marketing der Schlüssel zum Erfolg ist, hat die Mirando Corporation in der Netflix Eigenproduktion Okja erkannt. Da Gentechnik bei Konsumenten einen schlechten Stand hat, behauptet Geschäftsführerin Lucy Mirando (Tilda Swinton), sogenannte Superschweine in der Natur entdeckt und auf natürliche Art und Weise vermehrt zu haben. Um die Vermarktung des Endproduktes anzukurbeln, wird ein Wettbewerb gestartet: An 26 Standorten auf der Welt sollen lokale Farmer die Jungtiere aufziehen und nach zehn Jahren das beste Superschwein gekrönt werden.

Filmplakat von okja
Filmplakat von okja

In einer idyllischen, abgeschiedenen Bergregion in Südkorea wächst Okja bei einem lokalen Farmer und seiner Enkelin Mija (Ahn Seo-hyeon) auf. Als Okja ohne das Wissen von Mija abgeholt wird, um als bestes Superschwein präsentiert zu werden, begibt diese sich verzweifelt auf die Suche nach ihrer tierischen Freundin und gelangt auf Umwegen bis nach New York. Zwischen der mächtigen Mirando Corporation und den Aktivisten der Animal Liberation Front (ALF), welche die Wahrheit über die Superschweine aufdecken möchten, wirkt Mija wie ein Spielball – sie hat kein höheres Ziel, alles was sie möchte, ist mit Okja in die Berge zurückzukehren. Dass sie nur Koreanisch spricht und daher meist nicht versteht, was in ihrer Gegenwart gesprochen wird, unterstreicht ihre Machtlosigkeit. Die düstere Thematik des Films wird mit der teils sehr überspitzten Darstellung der Charaktere durch die hochkarätige Besetzung zu einem mitreißenden Gesamtkunstwerk gegossen. Lediglich die Intelligenz der Superschweine wirkt an einigen Stellen etwas zu hoch dargestellt – hier bricht die ansonsten sehr klare Parallele zu normalen Hausschweinen, welche sich laut wissenschaftlichen Studien auf einem Intelligenzlevel mit dreijährigen Kindern befinden.

Mit Okja schafft Regisseur Joon-ho es, eine klare und scharfe Kritik an der Fleischindustrie und der Übermacht großer Konzerne in eine aufregende Abenteuergeschichte zu verpacken. Wer bereit ist, sich der Thematik zu öffnen, wird sich besonders zum Ende des Films mit unangenehmen Wahrheiten konfrontiert sehen. Denn die Gräueltaten, denen die Superschweine ausgesetzt werden, sind für normale „Nutz“-tiere wie Schweine und Kühe Realität: von Maßnahmen zum Erzwingen einer Schwangerschaft über dunkle überfüllte Ställe und blanke Panik bis hin zum Bolzenschuss in Massenabfertigung. Und am Ende bleibt  Mija gegenüber der Mirando Corporation nur ein Mittel zum Erfolg: Geld. Ein Film, den man gesehen haben sollte.

Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Formatierter Kommentartext

  • Erlaubte HTML-Tags: <a href hreflang> <img src alt height width> <em> <strong> <p> <br /> <cite> <blockquote cite> <code> <ul type> <ol start type> <li> <dl> <dt> <dd>
  • Website- und E-Mail-Adressen werden automatisch in Links umgewandelt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.

Eingeschränktes HTML

  • Erlaubte HTML-Tags: <a href hreflang> <em> <strong> <cite> <blockquote cite> <code> <ul type> <ol start type> <li> <dl> <dt> <dd> <h2 id> <h3 id> <h4 id> <h5 id> <h6 id>
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
  • Website- und E-Mail-Adressen werden automatisch in Links umgewandelt.
CAPTCHA
Diese Sicherheitsfrage überprüft, ob Sie ein menschlicher Besucher sind und verhindert automatisches Spamming.
Bild-CAPTCHA
Geben Sie die Zeichen ein, die im Bild gezeigt werden.