Kolumne: Das Leben ist keine Schachtel Pralinen
Auch wenn dies ein netter Herr im weißen Anzug auf einer Bank an einer Bushaltestelle so philosophisch behauptet.
Wenn ich eine Praline essen möchte, kann ich die Verpackung umdrehen und so sehen, welche Pralinen es gibt. Das Leben kann man aber nicht einfach umdrehen. Es ist eher wie die Berliner an Silvester. Sie werden um Mitternacht bereitgestellt. Nun kann es aber sein, dass es dabei dunkel ist (was eine Nacht so an sich hat) und man das Gebäck draußen an der Straße genießen möchte. Hinzu kommt noch der eine Freund, der sein gesamtes Erspartes für Raketen ausgegeben hat und eine Salve nach der anderen abfeuert, wodurch auch die Verständigung erschwert wird. Früher wäre dies kein Problem gewesen, es gab eine Sorter Berliner und fertig. Heute ist die Auswahl weitaus größer, es gibt sie mit Eierlikör, Schokolade, Nuss-Nougat, Champagner, Vanille und viele mehr. Wenn man nun an dieser dunklen Straße steht und nach dem süßen Gebäck greift, welches so schön drapiert dasteht, ohne dass man erkennen kann, welchen man gerade erwischt: Das ist das Leben.
Auch die Frage an den Gastgeber (oder die Person, die sie mitgebracht hat) kann nicht übermittelt werden, da unser Freizeit-Pyrotechniker für eine Klangkulisse der besonderen Art sorgt. Stell dir vor, genau da stehst du jetzt. Du möchtest ihn gerne essen, doch was ist, wenn du eine Sorte erwischt, die du nicht magst? Was ist, wenn du eine Nussallergie hast und dieser Berliner das letzte sein wird, was du in deinem Leben essen wirst? Oder du beißt in das leckerste, was du je gegessen hast. Es kann alles geschehen.
Es ist wie das Leben, ein Glückspiel. Mal passiert etwas Gutes, mal etwas Schlechtes und manchmal wird man von einem unscheinbaren Gebäck mit Nussfüllung getötet.
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