Selbstversuch: Was taugen Pflanzendrinks?
In dieser Ausgabe: Milch.
Zugegeben, die erste Welle des Bananenbrots habe ich noch ausgesetzt. Auch über Sauerteig habe ich allenfalls halbironische Texte geschrieben, statt ihn anzusetzen. Doch irgendwann wurde mein Social-Media-Feed von veganen Posts überspült und ich fand mich eines Tages im Supermarkt wieder und stand vor dem Regal (und vor der Wahl), ob ich das Experiment wage. Und ich habe
ja gesagt.
Jede Pflanzenmilch hat ihre eigenen Geschmackskomponenten. Foto: kat
Ich bin seit mehreren Jahren mehr oder weniger konsequente Vegetarierin, doch die Abkehr von Milchprodukten fiel mir immer schwer. Konnte ich es mir doch nicht vorstellen, dass die pflanzlichen Alternativen genauso gut oder sogar besser schmeckten. Zumal ich immer das Gefühl hatte, einen halben Chemiebaukasten im Einkaufswagen zu haben.
Aber nachdem ich mich ein wenig mehr mit den Inhaltsstoffen beschäftigt hatte, ging für mich das Experiment „plant-based“ los.
Und hier sind meine Ergebnisse:
Milch:
Bei der Milch hatte ich die größten Bedenken, schließlich brauche ich sie für so vieles. Müsli, Kakao, Pudding, Milchreis, zum Backen und zum Kochen. Es gibt mittlerweile viele Alternativen, die allermeisten fallen für mich raus, weil ich mich bewusst gegen Stabilisatoren wie Carrageen und Gellan entschieden hab, die aber in nicht-tierischen Produkten sehr oft vorkommen.
Was übrig blieb, waren vor allem Bio-Drinks. Extra teuer. Ich weiß, dass oft und gerade auf Social Media steht, dass vegan leben nicht teurer sein muss, als non-vegan zu leben. Man kann auch alles selbst machen, man braucht nur die Rohmaterialien und einen guten Mixer. Aber ich möchte in meiner Freizeit nicht noch Haferflocken durch den Mixer jagen und auspressen und ich denke, das geht vielen so. Also braucht es Alternativen. Die gibt es auch, die kann sich aber nicht jede*r leisten. Und somit hängt auch da eine Ernährungsform vom Grundeinkommen ab, was nicht sein darf. Eigentlich. Mein Einkauf im Supermarkt jedenfalls war um 50% teurer als sonst. Da überlegt man sich schon dreimal, ob man sich das leisten kann und wenn ja, ob man das will. Klar, die billigen Preise von tierischen Produkten kommen nicht von ungefähr, aber nicht jede*r hat die Wahl. Zehn Euro mehr in der Woche sind auch vierzig Euro im Monat. Ein ganzer großer Wocheneinkauf.
Ich habe im vergangenen Jahr mehrere Alternativen ausprobiert. Pluspunkte bei vielen war, dass sich die pflanzlichen Drinks um einiges besser und länger offen halten als Milch. So hat man mehr davon und kann Abfall vermeiden. Minuspunkt ist leider, dass Pflanzendrinks längst nicht so universell sind wie Milch.
Man braucht lang, um einen zu finden, der gut schmeckt. Und dann schmeckt der auch nicht mal zu allem gut, sondern nur zu manchen Gerichten.
Haferdrinks zum Beispiel sind super für Kakao, dachte ich, nachdem ich den von Oatly getestet hatte. Es schmeckte wie Kakao mit Milch, nur wässriger in der Optik, das hat mich aber gar nicht so stark gestört. Begeistert kaufte ich die günstigere Alternative von Kölln und wurde bitter enttäuscht. Sie machen tolles Müsli, aber der Haferdrink war sehr, sehr gewöhnungsbedürftig. Besonders Pudding sollte man damit auf keinen Fall machen. Der Geschmack hat sich wohl für immer in mein Gedächtnis eingebrannt.
Share überzeugte mit dem Bio-Zertifikat. Leider nicht mit dem Geschmack. Zum Backen ging es wohl, aber im Müsli musste ich sehr mit mir kämpfen. Es war einfach zu sehr „Getreide“ vom Geschmack her.
Meine Kollegin ist großer Fan vom Alpro-Sortiment. Ob Soja, Hafer, Mandel oder Hafer-Mandel, alles ist gut trinkbar, besonders die Sorten mit Geschmack (Schoko!). Sowohl im Müsli und Porridge, als auch im Getränk. Nur beim Kaffee sollte man vorsichtig sein, Soja flockt gern. Alpro hilft, indem sie an die Verpackung schreiben, wofür man die jeweiligen Drinks verwenden sollte. Clever.
Mein Favorit im alternativen Sortiment ist die Bio-Mandelmilch von DM. Wenn man vom stolzen Preis absieht und an der Kasse nicht zu laut ins Portemonnaie weint, dann kommt man so für mich am nächsten an den originalen Milchgeschmack dran. Besonders im Müsli. Blöderweise sind gerade Mandeln ökologisch sehr kritisch zu betrachten.
Aber die perfekte Alternative gibt es nicht. Nicht universell. Man kann nur versuchen, die für sich beste Lösung zu finden, irgendwo wird man immer Abstriche machen müssen. Und dann gilt es zu schauen: Kann ich das mit mir vertreten?
Wir haben unsere Lieblinge gefunden. Besonders im Hafer- und Mandelsortiment. Das war nicht immer einfach und wir hatten unsere Pappmaché-Momente beim Ausprobieren der jeweiligen Marken. Da muss man leider durch.
Mittlerweile gibt es Pflanzendrinks für jeden Bedarf, nur leider nicht für jeden Geldbeutel. Man kann damit die Grundlage für eine vegetarische oder sogar vegane Ernährung legen, ohne zu verzichten. Wenn man das denn möchte. Es bleibt eine freie Wahl. Freie Wahl hat man mittlerweile auch bei der Auswahl der Produkte. Kokos, Dinkel, Cashew, Soja, Haselnuss, Mandel, Hafer, all diese Alternativen gibt es mittlerweile. Ob und wem sie schmecken, muss jede*r selbst herausfinden. Die Umstellung ist gewöhnungsbedürftig, aber machbar.
Vielen hilft es auch, verschiedene Sorten im Wechsel zu testen.
Allgemein gilt: Pflanzliche Drinks sind keine Milch und werden es auch nie sein. Man sollte nicht mit dem Gedanken da ran gehen, dass man einen Milchersatz kauft. Denn das tut man nicht. Man kauft eine Alternative. Ein komplett anderes, neues Produkt.
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