Von Bad Bentheim auf die kleine Bühne
Es tut sich viel in Puncto Kultur, es war aber auch bitter nötig nach den vergangenen Monaten. Einer, der es ganz genau wissen wollte, war Florian Wintels. Zwei Jahre lang arbeitete er nach einer Partyidee an seinem Bühnenprogramm, überstand eine Pandemie, einen Schlüsselbeinbruch und nun auch noch einen Außenbandriss. Doch er trotzte allem und humpelte voller Tatendrang auf die kleine Bühne im Deelenhaus Paderborn, um vor vollem Haus sein Solo-Programm „Schön, dass ich da bin“ zu präsentieren. Für viele Anwesende hatte es angesichts steigender Fallzahlen einen gewissen Endzeitcharakter, doch sollte dies die letzte Kulturveranstaltung vor einem erneuten Lockdown gewesen sein, so lässt sich sagen: Es hat sich gelohnt.
Das Grinsen trug Florian Wintels zurecht,
er konnte seine Solo-Show als vollen Erfolg verbuchen. Foto: Selina Seemann
Wenn Florian Wintels Bühnenpersona eines nicht fehlt, dann ist es ein gesundes Selbstbewusstsein. Davon hat er einiges und schreckt auch nicht davor zurück, das allen zu präsentieren. Dabei bleibt er aber immer charmant und lässt Schwiegermuttis Herzen höherschlagen, sodass man am Ende denkt: ja, es ist wirklich mehr als schön, dass er da ist. Und wenn er mag, kann er gerne noch bleiben, am besten für immer.
Florian Wintels, der an der Uni Paderborn studierte und mehrfacher Landesmeister von Niedersachsen und Bremen im Poetry Slam ist, hat aber nicht nur seine bescheidenen Texte mit Titeln wie „Ein Gute-Nacht-Märchen“ oder „Der beste Text der Welt“ mitgebracht. Der wortgewandte Poet von nebenan hat auch seine Gitarre mitgebracht und dem begeisterten Publikum gezeigt: er ist sehr gut im Poetry Slam, aber wenn man das ganze in ein Lied packt, dann strahlt dieser Stern heller als die Sonne.
Florian Wintels vereint Comedy mit Tiefgang, obwohl er alles andere ist als ein Mensch voller Gegensätze. Er eckt nicht an, er trifft gezielt in die Kerben, immer mit Humor, immer mit Wortwitz und so gut wie nie daneben. Von schlechten Witzen über Slapstick mit Karnevalsmusik, bis hin zu den Klassikern der Comedy, Wintels spielte sich selbst die Bälle zu – und anders als beim Fußball – verließ er die Bühne mit tobendem Applaus statt mit einem Bänderriss. Denn er schafft es mit kleinsten Anstrengungen, den Zuschauenden ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern, das bleibt.
Nach 2,5 Stunden Soloprogramm geht man mit einem warmen Kribbeln im Herzen hinaus in die Winterluft, hat bis Weihnachten sein Lachkontingent verbraucht und hat das Gefühl, dass diese verrückte und schlimme Welt gleich viel weniger schlimm ist, weil es doch noch etwas Gutes gibt. Zum Beispiel Florian Wintels.
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