Kolumne: Von klebriger Mate und Busfahrten in Berlin

Triggerwarnung: In diesem Text geht es um sexuelle Übergriffe.

Wir stehen im Bus, ein bisschen angetrunken, und sehen aus wie die schlimmsten Aerobic-Hippies aus den 90ern. Knallbunte Farben, die nicht zusammenpassen, und schrille Sonnenbrillen. „Auf zur Bad Taste Party!“, grölt es hinten aus dem Bus. Meine beste Freundin und ich unterhalten uns, die nächste Haltestelle, und die drei Typen, die mich schon direkt am Anfang ganz seltsam angelabert haben, steigen aus. Plötzlich guckt mich Helen ganz schockiert an und sagt: „Der Typ hat mir gerade an den Arsch gepackt, so richtig, ich habs gar nicht richtig gecheckt...“. Ich weiß ganz genau, wer es war, wirklich ganz genau. Der Typ, der genau neben ihr stand, der mich auch schon so widerlich angelabert hatte. Wie es dann zu dem kommt, was ich als nächstes tue, weiß ich nicht.

Kurzschlussreaktion, oder einfach lebensmüde: Schon während ich mich der Bustür nähere, schüttle ich meine noch halb volle Mate, schraube den Deckel an, und ziele mit der offenen Flasche auf den Typen, der gerade meine Freundin begrapscht hat. Die drei sind genauso überrascht wie ich, als sie checken, was gerade passiert ist, doch als es so weit ist, schließen die Bustüren sich schon. Mit seiner Faust haut der eine gegen die Glastür, und schaut mich an, als wolle er mich umbringen: hätte er wahrscheinlich auch. Der Bus fährt los. Der Boden des Busses klebt, keiner kann so richtig glauben, was ich da gerade gemacht habe. Helen ist immer noch geschockt, aber auch ein bisschen dankbar. Ich denke an die klebrige Mate auf seiner Jacke. Vielleicht klebt sie nicht mal richtig, und in einer Stunde hat er das Ganze vergessen. Anders als Helen, anders als wir alle, die wir das schreckliche Gefühl fremder Hände auf unserem Körper nie
loswerden.