Interview: „Go with the flow!“
Nadu ist am Donnerstag auf der L‘Unico Bühne aufgetreten und wir haben sie bereits vorab getroffen, um mit ihr über ihre Musik zu sprechen.
Nadu am Festivaltag mit Schlagzeuger Jakob, Bild: ras
universal: Wir haben für dich eine Plakatwand im Zentrum von Paderborn gebucht, auf der eine Woche lang ein Satz von dir stehen kann, den alle Parderborner:innen sehen sollte. Welchen Satz würdest du wählen?
Nadu: Go with the flow! Ich habe eine Sache gelernt, seitdem ich Musik und überhaupt Kunst mache: Wenn du nicht flexibel bist und dich nicht auf jede Situation einstellen kannst, bist du verloren in diesem Business. Ich glaub nur so kannst du durchs Leben gehen.
universal: Wie würdet du deinen Musikstil für Leute bezeichnen, die dich noch nie gehört haben?
Nadu: Tanzbarer Deutsch-Pop angelehnt an die 00er Jahre in edgy (lacht). Die Bands, an die wir am meisten erinnern könnten, sind „Wir sind Helden“, auch ein bisschen wie „Silbermond“ und Mia Morgan.
universal: Was macht dir an deiner musikalischen Arbeit am meisten Spaß?
Nadu: Also ich könnte jetzt herunterbrechen, wir machen einfach nur kopflosen, tanzbaren Pop und daran hätte ich keine Freude, weil mir das zu wenig ist. Ich will ein Statement setzen. Meine ganze EP hieß ja schon „Paradiesvögel*in“ mit so einem Genderstern. Für mich ist es wichtig, dass diese Songs einen Nachklang haben bei den Leuten. Eine politische Aussage, gesellschaftlich was verändern können, wenn man richtig zuhört und das ist so meine Aufgabe. Tanzbarer Pop, bei dem man aber auch wichtige Informationen „untergeschoben“ bekommt, wenn man Bock darauf hat.
universal: Was ist dein eigener Lieblingssong aus deiner EP „Paradiesvögel*in“?
Nadu: Ich glaube live „Paradiesvögel*in“, der Song heißt genauso. Der ist ja für die queere Community, aber auch alle Personen, die sich ausgestoßen, gemobbt, zu glänzend für diese Welt fühlen. Und immer, wenn ich das singe als Ballade merke ich „Okay, mein Herz. Ich habe noch Emotionen.“ Und ich glaube deswegen ist das mein Lieblingssong.
universal: Du bist wahnsinnig aktiv und mit dabei, wenn es um Gesellschaftskritik geht. Was sind deine aktuellen Projekte und was ist noch geplant?
Nadu: Ich stolpere so ein bisschen bei „kritisch“, weil ich gar nicht so bin, dass ich der Gesellschaft die ganze Zeit auferlegen muss, wie schlecht die sind. Es ist eher so reflektierend und ich glaube da ist bei mir gerade das „Female Voices“ immer noch sehr wichtig. Das ist ein Bühnenformat, das ich ins Leben gerufen habe nur für Kleinkünstlerinnen und das ist immer noch so ein Thema, wo ich auch echt oft gefragt werde „Brauchen wir das überhaupt noch? Bei uns ist doch alles super.“. Da merke ich immer, dass ich vielleicht doch kritischer bin als ich dachte, weil ich da immer denke „Ja, natürlich!“. Gerade für queere Frauen ist noch gar nichts irgendwie geregelt und das ist wirklich so ein Projekt, was mir total am Herzen liegt.
Ich kümmere mich auch immer noch um Jugendliche. Ich habe in der Coronazeit begonnen mit „schwierigen“ Jugendlichen zu arbeiten und ich sollte jetzt eigentlich gekündigt haben und raus sein, aber natürlich sind mir ein paar Jugendliche da so ans Herz gewachsen, dass ich mich da immer noch drum kümmere und Tag und Nacht in die Bresche springe. Und ich arbeite noch bei der Antidiskriminierungsstelle und da haben wir natürlich noch Projekte, die mir wichtig sind.
universal: Gibt es einen musikalischen Moment, der dir besonders im Gedächtnis geblieben ist?
Nadu: Wir haben vor 2 Wochen in Paderborn das Release-Konzert gegeben und da sind Personen gekommen, die die Texte mitsingen konnten. Und da konnte ich nicht weitersingen, weil ich heulen musste und sie haben dann weitergesungen.
universal: Welche Bedeutung hat Musik für dich?
Nadu: Das habe ich mich auch gefragt, als Corona war. Ich habe mich schon davor gefragt, ob Kunst noch die richtige Bedeutung für mich hat. Ich habe eben Kabarett gemacht, Comedy, Poetry Slam, Moderation – ich habe damit Geld verdient und das auch hauptberuflich. Und als ich während Corona - als das nicht mehr ging - merkte „Ich will jetzt Musik machen. Einfach für mich selber.“. Da hab ich gemerkt: Musik ist doch ein Ausdruck meiner Seele und Musik mache ich da nicht für Geld oder politische Aussagen, sondern für mich.
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